Martinsfest am 11.11.: Nützt uns selbstloses Teilen?

Vielleicht ist Ihnen auch aufgefallen, dass viele Menschen mit zunehmend mehr Interesse Dinge teilen. So können sie eine Menge Geld sparen. Auf den Seiten von Leih- und Tauschbörsen kann man Bücher oder Bohrmaschinen anbieten, Musikinstrumente, Handtaschen und Segelboote. Manche Leute geben sogar ihre Wohnungen her, wenn sie im Urlaub sind. Und dank Internet funktioniert das längst auch quer durch den Landkreis.

Keine halben Sachen? Es geht eben doch und kann sich nicht nur finanziell lohnen, sondern macht uns Menschen auch noch fröhlich! Aber halt! Mal ehrlich: Teilen fällt uns schon auch schwer. Forscher haben herausgefunden, dass unser Gehirn am Beginn auf "selbstsüchtig" programmiert ist. In Versuchen mit Kindern zwischen drei und acht Jahren gaben sie diesen Süßigkeiten zum Verschenken. Die Jüngsten behielten ihren Besitz meist für sich. Von den Ältesten teilte immerhin schon jeder Zweite gerecht. In einem anderen Test hat man herausgefunden, dass bei älteren Kindern die Region ihres Gehirns zunehmend aktiver ist, welche ein Kontrollzentrum für gerechtes Verhalten entwickelt.

Unsere Erfahrungen steuern offenbar, ob wir abgeben oder knausern. Werden wir älter, erkennen wir zudem: Teilen bringt Vorteile. Wer anderen hin und wieder etwas abgibt, macht sich beliebt und findet Freunde oder Verbündete, auf die er zählen kann. Ja, wir Menschen sind oftmals berechnend. Warum sonst teilen wir lieber mit Bekannten als mit Fremden? Logisch, sie werden da sein, wenn wir einmal etwas brauchen.

Es ist ziemlich selten, selbstlos zu teilen. Aber einige von uns haben erkannt: Auch wenn wir es nicht auf eine Gegenleistung abgesehen haben, bekommen wir für unser selbstloses Handeln eine Belohnung: Wir fühlen uns gut. Weil wir anderen eine Freude machen oder weil uns das verbindet. Aus "meins" wird dann "unser" - und das schweißt zusammen.

Vorbild für dieses Teilen ist seit Jahrhunderten der heilige Martin von Tours. Der Legende nach teilte er aus Mitleid mitten im Winter seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Erst später erkannte er, dass er Christus in der Gestalt des Bettlers geholfen hatte, - Jesus, der von sich gesagt hatte: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Wenn Christen in jedem Bedürftigen Jesus Christus selbst sehen, sollte Teilen selbstverständlich sein, meint man. Ganz so einfach ist es nicht, wie schon erwähnt. Aber dort, wo wir uns für eine gerechte Verteilung der Güter einsetzen und selbst bereitwillig teilen, da beginnen wir zu leuchten und strahlen etwas aus von Gottes Licht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen heute ein fröhliches und gesegnetes Martinsfest.

Ihre Ulrike Petermann
Theologischer Vorstand Diakonieverein e.V. Bitterfeld - Wolfen - Gräfenhainichen