Erntedankfest in den Wolfener Werkstätten

Wir pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.

Das Erntedankfest ist ein wunderbarer Anlass, Gott gemeinsam für all das, was man geschenkt bekommt, zu danken. Ulrike Petermann, Theologischer Vorstand, hält den Gottesdienst: „Das heutige Erntedankfest lädt uns ein – sich über die Früchte der Erde, die wir in diesem Jahr wieder ernten konnten, zu freuen und sie zu genießen. Das heutige Erntedankfest ruft uns auf, darüber nachzudenken, wem wir dies verdanken, und dann auch dem Geber aller Gaben zu danken. Das heutige Erntedankfest fordert uns schließlich auf, die Gaben der Schöpfung gerecht miteinander und mit anderen zu teilen.“

Denn, so sagt sie weiter: „Der schönste Dank für Gottes Gaben besteht darin, dass man die Gaben Gottes voll Liebe weitergibt. Und das tun wir in der Diakonie… .“
In den heutigen Überflussgesellschaften können viele den Erntedank am eigenen Leib nur schwer nachempfinden. Dankbarkeit fällt nicht vom Himmel. Sie kann erlernt und durchaus auch geübt werden. Wer gelernt hat, nicht alle Wünsche erfüllt zu bekommen, wer nicht eingelöste Träume, Sehnsüchte, Herzenswünsche kennt und sich damit arrangieren konnte, ohne verzagt in Lebensfrust zu verfallen, der ist für Dankbarkeit empfindsamer. Soll heißen: Das Erntedankfest schärft den Blick für die Dinge, von denen wir leben. In diesem Sinne spricht Ulrike Petermann das Gebet.

In der Predigt trägt sie einen Text von Hermann Josef Coenen vor: „Gottes Früchtekorb - Viele Früchte sind in Gottes Früchtekorb. Und eines dieser Früchte, das bin ich...“ Ein wunderbarer Text. Jeder und jede ein anderes Früchtchen in Gottes Obstkorb. Die einen innen taub, die anderen mit weichem Kern. Die einen erfrischend, die anderen mit einer rauen Schale. Aber eines verbindet alle: Wir alle sind ein Kind Gottes, von ihm geschaffen, von ihm geliebt. Wir alle sind ein Früchtchen in Gottes Obstkorb. Schließlich folgen die Fürbitten, die Menschen mit Beeinträchtigung vorbereitet haben und nun sprechen. Und zum Schluss des Erntedankfestes stimmt Frau Petermann ein Lied an: „Der Himmel geht über allen auf“. Der Text des Kanons stammt von Wilhelm Willms, einem der ganz großen religiösen Dichter unserer Zeit. Er bringt die Sehnsucht nach dem Himmel, die Sehnsucht nach Gott, die Sehnsucht nach einem Zustand, in dem alles himmlisch ist, in knappste Form. Mit raffiniertem Sprachspiel. Und einer zentralen Glaubensaussage: Der Himmel geht eben nicht nur über den Gerechten auf, nicht nur über den Frommen, nicht nur über denen, die glauben. Der Himmel, als Bild für Gottes Gegenwart, geht über allen Menschen auf...

Vieles bleibt ein Geschenk – jeden Tag. Danke, Gott! In der Werkstatt Gräfenhainichen wird ebenfalls Erntedank gefeiert, allerdings am 13. Oktober und schon am 6.Oktober im Ev. Kindergarten im Christophorushaus im Wolfen Nord.