Aktionstag Schichtwechsel

Am 12. Oktober wechselten in diesem Jahr wieder Menschen mit und ohne Behinderungen in ganz Deutschland ihren Arbeitsplatz und lernten so die jeweils andere Arbeitswelt kennen. Die Beschäftigten der Werkstätten wiederum schnupperten im Rahmen des Schichtwechsels in Berufsfelder des allgemeinen Arbeitsmarkts und lernten ein Unternehmen für einen Tag näher kennen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes bekamen Einblicke in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen der Werkstätten und konnten selbst bei den vielseitigen Arbeitsprozessen mitwirken.

Mit einer Rekordbeteiligung von rund 240 Werkstätten aus allen 16 Bundesländern, mehr als 1.550 Werkstattbeschäftigten und knapp 1.430 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes war der Aktionstag deutschlandweit im Jahr 2023 erneut ein großer Erfolg. Entwickelt wurde „Schichtwechsel“ von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen.

Auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen beteiligte sich daran. Marzia Hussain war eine der Patinnen: „Zum diesjährigen Schichtwechsel am 12. Oktober konnte ich als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen, einen tiefgreifenden Einblick in den Werkstätten des Diakonievereins e.V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen erlangen. Ich muss gestehen, dass ich keine großen Aufgaben für die dortigen Beschäftigten erwartet hatte: ein bisschen basteln, malen und tanzen, um Menschen mit Behinderung eine Aufgabe zu geben und nicht allein zu lassen. Allerdings öffnete mir dieser Tag die Augen. Die Diakonie gibt diesen Menschen nicht nur ein Gefühl von Bedeutsamkeit und Wertigkeit, sondern erteilt ihnen wichtige Aufgaben mit großer Verantwortung zu. Der Aktionstag ermöglichte mir, einen Tag meine Paten Saskia und Thomas in der Verpackungsabteilung zu begleiten. Wir haben für eine Firma den Abfluss einer Badewanne verschraubt, alle Kleinteile zusammengebaut und zum Schluss so verpackt, dass jeder dieses Produkt demnächst kaufen kann. Hätte ich vor dem Projekt diesen Artikel im Baumarkt gesehen, hätte ich mir nicht mal erträumen können, dass es von Menschen mit Behinderungen angefertigt wurde.

Einen großen Respekt haben aber auch die Betreuer verdient, die mit viel Kraft, Geduld und Liebe einen geregelten Arbeitstag für alle ermöglichen und mit Herzblut die Menschen begleiten.“

Das wiederum freut natürlich Ulrike Petermann, Theologischer Vorstand des Diakonievereins e. V., die ebenso das Projekt „Schichtwechsel“ sehr schätzt. „Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen. Der Aktionstag ermöglicht allen Beteiligten einen Perspektivwechsel und eine neue Sicht auf das Thema Teilhabe am Arbeitsleben.“

Die Werkstatt-Beschäftigten erhalten Eindrücke von Berufsfeldern des allgemeinen Arbeitsmarktes. So zum Beispiel Jan Hanheiser aus dem Druckbereich, der für einen Tag Sportstättenwart Matthias Dahle auf dem Sportplatz in Thalheim unterstützte. Von den Morgenstunden an übernahm Herr Hanheiser Aufgaben wie die Vorbereitung einer Legionellen-Überprüfung und das Rasenmähen im Stadion. Der Werkstatt-Beschäftigte sagte: „Ich hoffe, ich kann mich durch diese Aktion weiterentwickeln.“ Ja, das hat er wohl. Matthias Dahle jedenfalls zeigte sich ganz überrascht von Jan Hanheisers Leistung an diesem Tag. Das indes macht den Werkstatt-Beschäftigten richtig stolz. Ja, dieser Tag hat ihm noch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein gegeben. Das motiviert.

Mira Wiechmann, Leiterin des Nähbereichs im Q-Park, machte die Bekanntschaft mit Stadtjugendpflegerin Oxana Reidel-Rostalsky, deren Pate Manuel Thodte beim „Schichtwechsel“ war. Eine Zusammenarbeit, die auf beiden Seiten Spaß gemacht hat. Und so zeigte sich dann Frau Wiechmann erfreut über die Möglichkeit zukünftiger Kooperationen. „Wir würden uns wünschen, dass Oberbürgermeister Armin Schenk auch mal so einen Tag der Inklusion bei uns mitgestaltet.“

Fazit

Alle Beteiligten des Aktionstages „Schichtwechsel 2023“ waren sich einig, dass dieser Tag ein Erfolg auf dem Weg der Inklusion war. Die gegenseitige Wahrnehmung wurde gestärkt und die Beschäftigten der Werkstätten des Diakonie e.V. wurden wertgeschätzt. Die Synergien aus dem gemeinsamen Tag sollten zur weiteren gemeinsamen Zusammenarbeit genutzt werden. Deswegen wird die Stadt Bitterfeld-Wolfen auch im nächsten Jahr am Aktionstag „Schichtwechsel“ teilnehmen. Dieser wird am 10. Oktober 2024 stattfinden. „Ich möchte dann Unternehmen des freien Arbeitsmarktes für die Mitarbeit gewinnen“, sagte Claudia Hammerschmidt, Örtliche Teilhabemanagerin der Stadt Bitterfeld-Wolfen, die den Aktionstag federführend begleitete.