Mehr Teilhabe durch mehr Wohnqualität

Wichern-Haus für Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen in Wolfen: Um- und Anbau für mehr Privatsphäre

Die Bauarbeiten am Haus Wichern in Wolfen sind Anfang April 2022 nach knapp zwei Jahren abgeschlossen worden. Es wurden zusätzliche Treppenhäuser als zweiter Rettungsweg geschaffen. Und durch die neuen Anbauten mehr Platz, sodass die Doppelzimmer Geschichte sind und alle Bewohner jetzt in Einzelzimmern wohnen können. Wegen der baulichen Veränderungen ist die Fernwärmestation komplett erneuert worden. Kosten aller Baumaßnahmen: 1,41 Millionen Euro. „Wir haben bei diesem Projekt ausschließlich mit Firmen aus der Region zusammengearbeitet“, so Patricia Metz, Kaufmännischer Vorstand des Diakonievereins Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen.

Im Haus Wichern in der Goethestraße 40 kümmern sich 25 Mitarbeitende um 50 Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen, die in den Wolfener Werkstätten arbeiten. Gelegen inmitten des Krondorfer Wohngebietes wurde es 1998 als erste Wohnstätte des Diakonievereins mit 26 Einzel- und zwölf Zweibettzimmern eröffnet. „Mit unseren Wohn- und Betreuungsangeboten ermöglichen wir Assistenz und Unterstützung zur Verwirklichung von Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Selbstbestimmung“, sagt Anneke Essig, Geschäftsbereichsleiterin Eingliederungshilfe im Diakonieverein. Das Motto: Wohnen und leben so normal wie möglich, mit so viel Hilfe wie nötig. „In Zweibettzimmern aber kann individuelles Wohnen nicht wirklich gewährleistet werden, Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre sind de facto ausgeschlossen. Das führt nicht selten zu Konfliktsituationen.“

Durch den Umbau des Hauses Wichern hat jetzt hier jede Bewohnerin und jeder Bewohner ein eigenes barrierefreies Zimmer. „Damit kann allen ein möglichst hohes Maß an Individualität und mit entsprechender Unterstützung ein selbstbestimmtes Leben garantiert werden“, erklärt Ulrike Petermann, Theologischer Vorstand. Durch die Errichtung zusätzlicher Treppenhäuser in beiden Bauten werde in Brand- oder anderen Notfällen die Evakuierung erheblich verbessert und durch den Einbau eines Fahrstuhls im zweigeschossigen Anbau die nötige Barrierefreiheit geschaffen, um auch hier mobilitätseingeschränkte Personen aufnehmen zu können.

Die Bauarbeiten gestalteten sich schwierig, weil das Haus Wichern in dieser Zeit voll umfänglich weiter betrieben wurde. Die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner musste gewährleistet bleiben. Und das trotz Corona-Lockdowns über mehrere Wochen, als sie nicht mehr in den Werkstätten zur Arbeit gehen konnten und deshalb rund um die Uhr im Wohnheim betreut werden mussten. Um das gebührend zu würdigen, lud der Diakonieverein am 26. April 2022 alle Bewohnerinnen und Bewohner, Baumfirmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus Wichern zur Einweihungsfeier direkt am Neubau ein. Armin Schenk, Oberbürgermeister der Stadt Bitterfeld- Wolfen hielt ein Grußwort.

Foto: O. Brandt, P. Metz, U. Petermann, A. Schenk, A. Essig- Band durchschneiden an Haus Wichern
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