Interkulturelle Kompetenz in ev. Kita

Weil Sprache das Tor zur Welt ist

Der fünfjährige Lorans aus Syrien spricht kurdisch, der ein Jahr jüngere Denny aus Russland russisch. Die Jungs haben sich in der Evangelischen Kita Wolfen-Nord kennengelernt. „Redeten“ anfangs nur mit Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik. Inzwischen sprechen sie deutsch miteinander und sind Freunde. Kinder lernen im Spiel. Spielen ist der „Beruf“ aller Kinder, denn damit verbringen sie einen Großteil ihres Tages. Sie sind aktiv. Bewegen sich. Lernen im Spiel ganz nebenbei Emotionen, Kognition und soziale Aspekte kennen und mit ihnen umzugehen. Kita-Leiterin Daniela Skodzik sagt: „Sprache ist für Kinder das Tor zur Welt, zu Gemeinschaft und Bildung. Deshalb nehmen Kitas eine Schlüsselfunktion bei der Sprachbildung ein, sind zentrale Orte sozialer Integration.“ Eine Herausforderung, weil in Flüchtlingsfamilien zu Hause in der Regel nur in der Muttersprache gesprochen wird.„Wir suchen uns Hilfe, so von der Servicestelle Interkulturelles Lernen in der KiTa‘.“ Kurz LAMSA e.V., der pädagogische Fachkräfte zu Themen wie Mehrsprachigkeit und Migration in der Vielfaltsgesellschaft berät. Bei Sprachbarrieren mit Zuwandererfamilien behilft sich die Kita-Leiterin mit einer Übersetzerapp. Zum Glück gibt es hier noch Erzieherin Olga Jung, eine Wolga-Deutsche aus Kasachstan, und Sherzad Sulimann, ein Kurde aus Syrien.
Die Sorgen und Nöte Zugewanderter kennt er. Weiß, was hilft und was hemmt. Bei Bedarf übersetzt er zwischen Erzieherinnen und Eltern. „Das Wichtigste für eine erfolgreiche Inklusion ist die Sprache.“ Deshalb, sagt er, sollten Kinder gleicher Nationalität in verschiedenen Kitagruppen sein, da sie sonst nur in ihrer Muttersprache reden.
Und wie ist das hier in der Kita? „Das geht nicht so einfach bei uns, weil wir nur vier Gruppen haben“, sagt Olga Jung. „Ja, wenn etwa russische Kinder gemeinsam spielen, unterhalten sie sich russisch.“ Die Erzieherin sieht darin kein Problem. „Nach vier Wochen sprechen die Flüchtlingskinder ein bisschen Deutsch, nach einem Jahr ganz gut.“ In Zeiten von Globalisierung ist interkulturelle Erziehung in Kitas wichtig. Deutsche Gepflogenheiten prallen hier auf andere Kulturen, Erziehungsvorstellungen und Familienkonzepte. Interkulturelle Kompetenz, die muss man lernen. Wir alle! Dabei lernen Kinder viel über Nachahmung und die Erzieherin ist ein Vorbild. Wir behandeln alle Kinder gleich. Ein Lernprozess für alle hier – deutsche Kinder und ihre Altersgefährten mit Migrationshintergrund, Eltern und Erzieherinnen. Dafür bedarf es Zeit, Verständnis und Unterstützung. Emma und Konrad, die gerade schaukeln, finden ihre Baumgruppe toll. „Alle sind so lieb“, sagt Konrad. Emma: „Wenn wir mit allen Kindern spielen, sind wir gute Freunde.“ Aber manche können kein Deutsch! „Ach, wir verstehen uns“, sagt Emma. „Спасибо“, ruft nun Konrad und lacht. Das ist russisch und heißt „danke“. Olga Jung ist begeistert.