Ausstellung mit Beteiligung der Wolfener Werkstätten über Lebensgeschichten von Menschen mit und ohne Handicaps
Ausstellung mit Beteiligung der Wolfener Werkstätten über Lebensgeschichten von Menschen mit und ohne Handicaps im Bitterfelder Gesundheitszentrum: Tom Neubauer ist Produktionsleiter bei der GT Gerätetechnik Deutschland GmbH. Das Unternehmen in Bitterfeld-Wolfen ist führend auf dem Gebiet der Gerätebereitstellung, der Lieferung und dem Full-Service für komplette Baustellenausstattungen auf Mietbasis. Seit 2011 arbeitet es mit den Wolfener Werkstätten zusammen. Damals, so erinnert sich Tom Neubauer, sei es darum gegangen, „die Grünpflege unseres Firmengeländes in andere Hände zu geben. Außerdem sollten unsere Akten außerhalb des Unternehmens professionell entsorgt werden.“ Arbeitsbereiche, mit denen die Wolfener Werkstätten seit vielen Jahren punkten.
„Bis zu 15 Menschen mit Behinderung haben dann für uns gearbeitet“, so Tom Neubauer weiter. Sukzessive übernahmen die Werkstätten auch andere Arbeiten für die GT Gerätetechnik. Etwa in der Fahrradwerkstatt, in der viele Firmenräder der GT Gerätetechnik repariert wurden. Und zwar so gut, dass dort die ersten Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstanden. 2012 zum Beispiel für Stefan Jankowski. Von der Elektrowerkstatt des Diakonievereins e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen in die Instandhaltungsabteilung der GT Gerätetechnik.
Produktionsleiter Neubauer lobt: „Stefan wickelt Kabel auf, überprüft Geräte, putzt und poliert das Metall, ist mittlerweile unverzichtbar für uns.“ Stefan Jankowski hat gelernt, wie eine Rohrsäge auseinandergenommen, auf Fehlerfreiheit geprüft, geputzt und wieder zusammengebaut wird. „Mir wird vertraut und meine Arbeit wird wertgeschätzt“, erzählt er stolz.
Vertrauen, Wertschätzung und Spaß bei der Arbeit, all das motiviert ebenso Kathrin Henning aus den Wolfener Werkstätten, Außenstelle Gräfenhainichen. Eigentlich wollte sie beruflich mit Büroarbeit Fuß fassen. Doch dann fand die heute 51-Jährige an der Grünanlagenpflege Gefallen. Mit ihren Kollegen ist sie nun meist auf Friedhöfen im Raum Gräfenhainichen im Einsatz. Seit 2021 auch als ehrenamtliche Frauenbeauftragte für die Wolfener Werkstätten. Zudem hat sie sich vor einigen Wochen als eine von drei Frauenbeauftragten für die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) als Frauenbeauftragte wählen lassen.
Kathrin Hennig und Tom Neubauer sind zwei Beispiele von 22 Protagonisten, die in der Ausstellung „Mit vielen Augen“ ihre ganz persönlichen Lebensgeschichten erzählen. 22 Porträts über Werkstatt-Beschäftigte, Unternehmer und Menschen aus dem sozialen Umfeld der Werkstätten in Sachsen-Anhalt. Sie alle haben eins gemeinsam: Eine persönliche Beziehung zu einer Werkstatt für behinderte Menschen, kurz WfbM. In der Kampagne „Mit vielen Augen“ geben sie ihre Biografien preis. Berichten über Mut und Zuversicht, über Liebe und Zuneigung, über Stärken und Talente – jeder aus seinem individuellen Blickwinkel. Wir erfahren Spannendes über besondere Fähigkeiten und Träume, die kleinen Dinge des Alltags und Visionen zur Zukunft Werkstatt.
Die Ausstellung, seit Anfang des Jahres in unserem Bundesland unterwegs, ist Teil einer Kampagne der LAG WfbM Sachsen-Anhalt, die am 12. September 2023 auf dem ersten Werkstätten Tag des Landes – mit Beteiligung der Wolfener Werkstätten – in Magdeburg ins Leben gerufen wurde. Das Ziel: Einblicke in die Arbeit von Werkstätten für Menschen mit Behinderung zu vermitteln und die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der Beteiligten darzustellen.
„Bei den Arbeitgebern gibt es oft Verunsicherung: Wie man Menschen mit Handicaps behandelt und wie man einen Außenarbeitsplatz finanziert. Wir helfen, Barrieren abzubauen, sind für den Beschäftigungsgeber da und unterstützen unsere Teilnehmer sozialpädagogisch“, so Patricia Metz, Kaufmännischer Verstand des Diakonievereins e. V., bei der Eröffnung der Ausstellung am 20. August 2024 im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen. „Wir wollen erklären und aufklären. Vor allem dazu, dass Werkstätten vielfältige Bildungs- und Arbeitsorte für Menschen mit Beeinträchtigung sind. Auch deshalb beteiligen wir uns gern an der Kampagne, Mit vielen Augen’ der LAG WfbM Sachsen-Anhalt. Wir sind stolz darauf, dass zwei Porträts aus dem Umfeld unserer Wolfener Werkstätten stammen.“
Nach erfolgreichen Stationen in Quedlinburg, Magdeburg, Halle, Aschersleben und Weißenfels ist „Mit vielen Augen“ noch bis zum 6. September im Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen zu sehen.
Foto 1: Patricia Metz, Kaufmännischer Vorstand des Diakonievereins e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen, erklärt bei der Eröffnung der Ausstellung „Mit viele Augen“, warum die Wolfener Werkstätten sich gern an der Kampagne der LAG WfbM Sachsen-Anhalt beteiligen.
Foto 2: Marcel Kaspersinski vom Vorstand der LAG-Werkstatträte liest bei der Ausstellungseröffnung den Part von Kathrin Hennig (r.) aus der Außenwerkstatt Gräfenhainichen vor. Die 51-Jährige arbeitet bei der Grünanlagenpflege und als ehrenamtliche Frauenbeauftragte in den Wolfener Werkstätten.
Fotos und Texte: Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen