Jugendmigrationsdienste in Gefahr

Sparkurs bei der Migrationsberatung gefährdet die Integration

Die Jugendmigrationsdienste (JMD) sind ein wichtiger Baustein der Integrationsberatung, dem ein Infarkt droht, wenn die Ampelregierung weitere Kürzungen in diesem Bereich plant. Und das in Zeiten massiver Zuwanderung! „Der JMD Bitterfeld-Wolfen unterstützt junge Menschen mit Migrationshintergrund zwischen 12 und 27 durch Beratungs-, Bildungs- und Freizeitangebote. Darum kümmern sich bei uns derzeit drei Mitarbeitende auf zwei Vollzeitstellen.

In diesem Jahr haben wir bereits an die 430 Klientinnen und Klienten betreut. Der Hauptinhalt unserer Arbeit ist die Integration ins Schulsystem, in die Ausbildung, in den Beruf und generell in unsere Gesellschaft“, so Annett Spott. Die aus Bundesmitteln finanzierten Jugendmigrationsdienste führen unter anderem Kompetenzfeststellungen durch, bringen den jungen Menschen das deutsche Ausbildungssystem näher und vermitteln Praktika oder Ausbildungsplätze.

Die Leiterin des JMD Bitterfeld-Wolfen warnte vor möglichen Kürzungen des Bundes bei der Integrationsförderung, als der CDU-Bundestagsabgeordnete Sepp Müller am 5. August 2024 den Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen besuchte.

Das Treffen diente einem Gedankenaustausch über die prekäre Situation der Jugendmigrationsdienste mit Patricia Metz, Kaufmännischer Vorstand, Antje Roloff, Referentin im Diakonischen Werk Mitteldeutschland, und eben der JMD-Leiterin Annett Spott.

In den kommenden Jahren geht es Schlag auf Schlag, so Bevölkerungsforscher: Bis 2030 werden fünf Millionen Menschen mehr in den Ruhestand gehen als in den Arbeitsmarkt neu eintreten! Der akute Fachkräftemangel verschärft sich extrem weiter. In den kommenden 15 Jahren haben fast 13 Millionen Erwerbstätige das Renteneintrittsalter überschritten. 30 Prozent der derzeit dem Arbeitsmarkt zu Verfügung stehenden Personen! Deutschland braucht Arbeitskräfte! Deutschland braucht Fachkräfte! Zwar machen Zuzüge aus EU-Staaten nach wie vor den größten Teil der Arbeitsmigration aus, doch dieses Zuwanderungspotenzial nimmt aufgrund der in diesen Staaten ähnlichen Alterung der Bevölkerung ab. Die Anwerbung von Arbeitskräften aus Drittstaaten wird daher zu einer strategischen Zukunftsfrage. Da sind sich Sepp Müller, Patricia Metz, Antje Roloff und Annett Spott einig.

„Die Jugendmigrationsdienste sind eine elementar wichtige Struktur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Um sie zu erhalten, braucht es eine auskömmliche Finanzierung“, so Annett Spott. Klar ist, das Haushaltsmittel gekürzt werden. Aber zielgerichtete Finanzierungen könnten helfen, eine kontinuierliche Integration zu gewährleisten. Kurzfristige und einmalige Projekte sind oft nicht nachhaltig genug und haben wenig Effekt. Diese Gelder sollten in eine dauerhafte Projektförderung gesteckt werden. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die Mitarbeitenden meist mit ständig befristeten Arbeitsverträgen auskommen müssen, so die Position des JMD und des Diakonievereins.

Keine Frage, der Bundestagsabgeordnete will sich für die Jugendmigrationsdienste stark machen. Zuerst einmal müsse, so Sepp Müller, das Thema Integration von Migranten mit dem Schwerpunkt JMD noch stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt werden. Dazu müssten Veranstaltungen mit Experten und Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft organisiert werden. Und zwar von Medien begleitet. Da will Sepp Müller erst einmal selbst ansetzen. Mit Hilfe zur Selbsthilfe. Denn Integration funktioniert nur durch Teilhabe.


Foto: CDU-Bundestagsabgeordneter Sepp Müller und JMD-Leiterin Annett Spott.
Fotos und Texte: Diakonieverein e.V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen