Tag der offenen Tür an der evangelischen Grundschule

Der Pandemie ein Schnippchen schlagen: Nachdem im letzten Schuljahr gar kein Tag der offenen Tür stattfinden konnte, freute sich das Team der Evangelischen Grundschule Wolfen umso mehr, am Samstag, dem 06. November 2021, interessieren Gästen die Schule zu zeigen und das Konzept zu erläutern.

Wer Montessori noch nicht erlebt hat, dem fällt es erfahrungsgemäß schwer, sich vorzustellen, dass 4 Jahrgänge in einer Klasse miteinander und voneinander lernen und dabei jedes Kind vorankommt. So war an diesem sonnigen Samstagvormittag öfters der skeptische Satz zu hören: „Und das funktioniert?“

Angepasst an die steigenden Infektionszahlen konnte nur ein kleines Spektrum der sonst so vielfältigen Schullandschaft präsentiert werden. Die Kollegen der Schule führten demgemäß Kleingruppen durch die mit Material ausgestatteten Räume und erklärten mit großer Kompetenz, wie ihre tägliche Arbeit darin aussieht. Unterstützt wurden sie dabei durch die engagierten Elternvertreter und den Förderverein, welche mit ihrer Perspektive die Sicht auf die Schule vervollkommneten.

Insgesamt knapp 100 Gäste folgten trotz Pandemie und Einschränkungen ihrer Neugier und ließen sich genau erklären, wie es funktioniert, dass Schüler ihre Aufgaben eigenständig wählen, ihren Lernstand sehr gut selbst einschätzen und ihre Kompetenzen dabei mit Freude entwickeln. Einfluss zu nehmen, auf den eigenen Lernprozess bedeutet für Kinder, Selbstwirksamkeit zu erleben. Dies trägt zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung bei und eröffnet die Motivation für die weitere schulische Laufbahn. Es bedeutet eine große Herausforderung für alle Pädagogen, den Lernstand jedes einzelnen Kindes genau zu erkennen und dafür passende Aufgaben bereitzustellen.

Die Freude am Entdecken und der Stolz auf neu errungene Fähigkeiten sind der Dank, den die Pädagogen von den Kindern für ihre Mühe erhalten. Diese Freude konnte das Team am Samstag auf die Gäste übertragen.
Die Schule dankt allen Gästen für ihr Interesse sowie der Kirchengemeinde für ihre Präsentation an diesem Tag.


Mitteldeutsche Zeitung vom 08.11.2021

Baumeister des Selbsts

BILDUNG Die evangelische Grundschule in Wolfen stellt sich vor. Dabei steht die Montessori-Pädagogik im Vordergrund. Für das nächste Schuljahr gibt es noch Plätze.

VON JULIANE NENTWIG

WOLFEN/MZ - „Wenn ein Kind mit Freude lernt, dann lernt es auch nachhaltig“, ist sich Antje Penk, Schulleiterin der evangelischen Grundschule in Wolfen, sicher. Das heiße nicht, dass jeder in jedem Bereich ein Genie sein wird, aber dass Spaß am Lernen und Ausprobieren eine tolle Grundlage bilden können, um sich selbst und die Welt motiviert zu erkunden. Am Samstag stellte sich die Grundschule, die christliche Werte mit der Pädagogik Maria Montessoris verbinden möchte, vor und lud Interessierte zum Tag der offenen Tür ein.

Eltern und Kinder konnten sich die Räumlichkeiten ansehen und das Konzept der Schule kennenlernen. Die Lehrkräfte boten Führungen an, damit sich alle ein Bild davon machen konnten, was die Schule ausmacht. Neben dem Fokus auf christliche Werte und Feiertage stehen im Lernalltag die Ideen der Reformpädagogin Maria Montessori im Vordergrund, so Penk. Die Italienerin prägte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein pädagogisches Konzept, das Kinder zu „Baumeistern ihres Selbsts“ machen sollte. Das bedeute, dass ihnen mehr zugetraut werden sollte, dass Kinder mehr allein bewältigen können, wenn sie die nötige Zeit und Aufmerksamkeit bekommen.

Im Unterricht in Wolfen sollen dies der Betreuungsschlüssel und viel Freiarbeit ermöglichen. Die Lehrkräfte könnten sich so im besten Falle den Stärken und Schwächen Einzelner annehmen, aber auch individuellen Freiraum gewähren. Die Montessori-Pädagogik organisiert Lernen nicht in altersmäßig homogenen Klassen, sondern in gemischten „Stammgruppen“. In diesen Gruppen lernen Kinder von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe gemeinsam. So können zum Beispiel Lernpatenschaften eingegangen werden. Pro Woche gibt es für jedes Kind einen Plan mit Aufgaben, die in verschiedenen Fächern erfüllt werden sollen.

„Lernt ein Kind mit Freude, lernt es auch nachhaltig.“ Antje Penk, Schulleiterin

„Die Kinder können sich dann selbstständig ihr Material aussuchen und bearbeiten“, erklärte Penk. Typischen Montessori-Materialien liege zudem das Prinzip der „Isolation der Aufmerksamkeit“ zugrunde. Das heißt, dass zum Beispiel bestimmte Rechenhilfen für verschiedene Aufgabentypen farblich gleich gestaltet werden, damit ein Wiedererkennungseffekt eintritt und eine andere Form nicht vom Inhalt ablenkt.

Zur Zeit lernen 70 Kinder an der Schule, die in Trägerschaft der Diakonie steht. Anmeldungen für das nächste Schuljahr liegen bereits vor, so Penk. Es gebe aber noch freie Plätze. Eltern können sich auch über diverse Schnupperangebote mit dem Schulkonzept vertraut machen. Die Eltern spielen hier eine wichtige Rolle, können sich aktiv einbringen. So organisiert die Elternvertretung neben Veranstaltungen auch einige Arbeitsgemeinschaften, um die Lehrkräfte zu entlasten und ein breites Angebot anzubieten. Für Elternvertreterin Susanne Donath gehört das selbstverständlich dazu, um zur umfassenden Bildung für die eigenen Kinder beizutragen, „denn so, wie wir sie Zuhause auf das Leben vorbereiten, wird es hier an der Schule weitergeführt.“