Freiheit zur individuellen Entfaltung und Umzug der 5. und 6. Klassen
Statt Frontalunterricht ganzheitliches Lernen, statt Versagensängsten Freiheit zur individuellen Entfaltung, statt Gängelei Selbstständigkeit und Verantwortung – in der Evangelischen Gemeinschaftsschule Wolfen läuft alles ganz anders. Hier organisieren sich die Schülerinnen und Schüler selbst. Die Lehrkräfte agieren als Lernbegleiter. Sie sind da und helfen weiter, wenn die Schülerinnen und Schüler Fragen haben.
Und das seit einem Jahr. Seit 2023 lernen an der Gemeinschaftsschule Mädchen und Jungen der fünften Klasse. Ab dem Schuljahr 2024/2025 ist das dann zusätzlich auch für eine sechste Klasse möglich. Durch die freie Arbeit und die Beschäftigung mit Projekten sollen die Schüler ganzheitlich lernen und einzelne Phänomene der Fachfächer besser sinnhaft in ihrer Lebenswelt wiederfinden und verankern.
Dabei gilt es zu verstehen, warum es wichtig ist, im Kopf Ordnung zu schaffen. Muster zu entdecken und diese fortzusetzen. Zusammenhänge zu finden und dieses Wissen „an anderer Stelle“ wieder anzuwenden. „Wir alle machen das, nicht nur Kinder“, sagt Schulleiterin Annett Spott.
Es läge ganz einfach in der Natur des Menschen, in den Dingen nach Mustern und Strukturen, nach Ordnung und Logik zu suchen. Sei es die Sprache, die wir lernen, ein Ort, den wir erkunden, ein Rätsel, das wir lösen wollen. Unser Gehirn kann gar nicht anders: Es muss zählen, muss klassifizieren, muss nach Zusammenhängen suchen – und es liebt Herausforderungen. So orientiert es sich. So lernt es.
Die neue Gemeinschaftsschule ist als Fortführung des in der Evangelischen Grundschule Wolfen gelebten pädagogischen Ansatzes gedacht, auch wenn es einige Unterschiede gibt. Beide Schulen sind in der Trägerschaft des Diakonieverein e. V. Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen, die die christlichen Werte mit dem Pädagogik-Konzept von Maria Montessori verknüpfen. „Kindern wird geholfen, Herausforderungen in der Gesellschaft zu meistern, ihnen wird die Freiheit zur individuellen Entfaltung gegeben. Ganz nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun! Die Lehrkräfte begleiten sie als Assistenten“, so Frau Spott weiter.
Stolz berichtet sie dann, dass es hier bislang kaum Unterrichtsausfall gegeben habe. Fünf neue Lehrer zusätzlich unterrichten ab August. Eine Lehrkraft für Spanisch wird ab dem Schuljahr 2025/2026 gesucht. „Unsere Schülerinnen und Schüler fühlen sich wohl“, sagt Frau Spott und verweist auf „die engagierten Eltern, die den Aufbau der Schule aktiv und konstruktiv kritisch unterstützen“.
Die Gemeinschaftsschule ist erst einmal bis zur 10. Klasse geplant. Eine gymnasiale Stufe erfolgt in Kooperation mit der Evangelischen Gemeinschaftsschule Philipp Melanchton in Wittenberg, sodass Schüler ab der 7. Klasse in der Gemeinschaftsschule schon auf die gymnasiale Stufe vorbereitet werden können. Folgende Schulabschlüsse können die Schüler der Evangelischen Gemeinschaftsschule erwerben: den Hauptschulabschluss nach Jahrgang 9, den Realschulabschluss bzw. den erweiterten Realschulabschluss nach Jahrgang 10. Eine eigene gymnasiale Oberstufe wird nicht ausgeschlossen, hängt jedoch von mehreren Faktoren der Schulentwicklung ab. Es erfolgt eine regelmäßige Schullaufbahnberatung für Eltern und Schüler, um den Schülern optimale Entwicklungschancen bieten zu können.
„Die Vorbereitung auf das Berufsleben bildet von Beginn an einen Schwerpunkt. So soll durch Kooperationen mit dem Mittelstand der Region den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden, Firmen und Berufsfelder durch Praktika und Projekte kennenzulernen.“ Eine Gemeinschaftsschule mit hohem Anspruch, was sich offensichtlich herumgesprochen hat: Es gibt schon so viele Anmeldungen fürs neue Schuljahr 2024/2025, dass die 5. Klasse voll ist. Aber es sind noch vereinzelt Plätze für die 6. Klasse zu haben. Übrigens: Die 5. und 6. Klassen ziehen ab dem neuen Schuljahr von der Windmühlenstraße 270 Meter weiter in die Damaschkestraße 4 um. Dort wird der neue pädagogische Schulleiter Sascha Werner Heller die Schülerinnen und Schüler begrüßen.